Als der letzte Graf von Wölpe, Otto, seine Grafschaft verkaufte und das Gebiet 1302 an das Welfenhaus kam, diente fortan die alte Wölper Burg als Wohnsitz des Stellvertreters des Braunschweiger Herzogs. Im Laufe der Zeit wurde die einfache Festung zu klein und wurde immer wieder erweitert. Neue Wirtschaftsgebäude kamen hinzu und auch eine neue Kapelle wurde auf dem Amtshof 1620 errichtet.
1625
belagerte der katholische Heerführer Tilly die zur starken Festung ausgebaute
Stadt Nienburg und zerstörte noch im gleichen Jahr die alte Burg Wölpe.
Vermutlich wird sie so stark beschädigt gewesen sein, dass man sie abbrach
und ein Amtshaus auf dem Burghügel errichtete, denn seit dieser Zeit
hören wir nur noch vom Amtshof in Wölpe.
Leider sind sämtliche Hauptgebäude dieses ehemaligen Amtshofes nach
der Auflösung des alten Amtes 1859 abgerissen worden, lediglich das um
1852 erbaute Amtsgerichtsgebäude ist erhalten geblieben, das heute gemeinhin
als Amtshaus bezeichnet wird. Direkt daneben steht noch die alte Amtsschmiede
und die ehemalige Färberei - heute Wohnhäuser. Die restlichen Gebäude,
wie Amtsschreiberwohnungen, Schäferei, Amtsschmiede etc., stehen zwar
zum größten Teil noch, sind aber im Zuge der Auflösung des
Amtes auch zu Wohnhäusern umgebaut worden und daher schlecht als solche
noch zu erkennen. Hingegen weit sichtbar ist heute noch der künstlich
aufgeschüttete Burghügel - heute als Amtsgarten bezeichnet - am
nordöstlichen Ausgang von Erichshagen an der B 214 Richtung Celle, auf
dem einst die starke Festung der Wölper Grafen und später die Gebäude
des Amtes Wölpe standen.
1998
bot sich wohl die einmalige Gelegenheit, ein Stück Wölper und Erichshägener
Geschichte zu erwerben und für Gemeinschaftszwecke zu nutzen: Das um
1852 errichtete Amtsgerichtsgebäude stand zum Verkauf. Doch weder die
Stadt Nienburg noch der Erichshägener Ortsrat mit dem langjährigen
Ortsbürgermeister an der Spitze erwägten zu irgendeinem Zeitpunkt
den Kauf dieses historischen Gebäudes, so dass das Wölper Amtsgebäude
nun wieder als Wohnhaus genutzt wird.
1999 veröffentlichte der Historiker Marcus René
Duensing "Die Chronik der Grafschaft Wölpe und ihrer Grafen" und rückte
die Vergangenheit vor allem der Grafschaft Wölpe und damit verbunden
auch des Wölper Burghügels wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung.
Genau 10 Jahre später, im November 2009, wurde die Projektgruppe "Burghügel/Geschichte
Erichshagen-Wölpe" unter dem Dach des Nienburger Museumsvereins gegründet,
um weitere Fakten über die Vergangenheit zusammen zu tragen, aber auch den
wohl wichtigsten Ort der Vergangenheit, den Wölper Burghügel, zu erforschen.
So bestand auch gleich die erste Aufgabe darin, den Burghügel in einem ersten
Arbeitseinsatz am 27.02.2010 wieder begehbar zu machen. Weitere Arbeiten folgten,
sodass heute der Ort auf dem einst die Wölper Grafenburg stand und später
die Amtsverwaltung ihren Sitz hatte, wieder für Touristen begehbar ist.
Gleichzeitig
reifte der Wunsch zu erforschen, was sich denn noch auf und vor allem im Burghügel
verberge. Schnell konnte der Leiter des Museums Nienburg und der hiesige Kommunalarchäologe
von dieser Idee überzeugt werden. Dank der finanziellen Unterstützung von
Stiftungen und Verbänden wurde im Oktober 2011 der Burghügel, aber auch das
Gelände um den Hügel herum, mit Hilfe von Geomagnetik und Georadar untersucht
und brachte erstaunliches zutage. So kann nun lokalisiert werden, wo der Ursprung
der Wölper Burg, eine sogenannte Motte (Wohnturm mit einem Befestigungsring
auf einem Hügel), gestanden haben muss, und es gibt Anzeichen für den Standort
einer Burgkapelle, die bereits 1620 in den Schriften erwähnt wurde. Auf Grundlage
der gewonnenen Erkenntnisse fand ein Jahr später, im September 2012,
eine knapp vierwöchige archäologische Grabung auf dem Burghügel
statt, die erste überhaupt. Dazu konnten Studenten der Universiät
Regensburg gewonnen werden, die dieses als Lehrgrabung durchführten.
Sie beförderten zahlreiche Funde zutage. Beispielsweise am Fuß
des Burghügels Holzreste, deren Alter sich auf die Frühe Neuzeit
(16./17. Jahrhundert) datieren ließ. Auch wurde mittelalterliche Keramik
gefunden, wie eine Ofenkachel mit der Abbildung eines Heiligen/Adligen, und
zahlreiche Tierknochen, wie Wildschweinzähne und ein vollkommen erhaltener
Unterkiefer eines Pferdes. Ein Höhepunkt der Grabung war der Fund eines
1818 geprägten Mariengroschens.
Vermutlich auch durch die reiche Ausbeute der Grabung beflügelt, soll
im September 2013 eine weitere Grabung auf dem Burghügel durchgeführt
werden.