Die alte Mühle in Erichshagen-Wölpe

Die Mühle um 1940Die alte Windmühle am Rande Erichshagen-Wölpes ist noch nicht sehr alt. 1868 wurde sie von einem bislang unbekannten Erbauer errichtet. Er musste sehr vermögend gewesen sein, denn bei der Erichshägener Mühle handelt es sich um eine große Holländergaleriemühle. Von denen gab es in der Umgebung nur noch eine in Linsburg, Heemsen und Bühren.
Die um 1850 erbauten Windmühlen besaßen viele Vorteile gegenüber den weit verbreiteten kleinen Bockwindmühlen. So erreichten die Holländerwindmühlen höhere Leistung bei guten Windverhältnissen und die Flügel drehten sich automatisch in Windrichtung, während bei der Bockwindmühle die gesamte Mühle per Hand zum Wind gedreht werden mußte. Allerdings war solch eine große Windmühle auch stärker den Naturgewalten ausgesetzt, so vor allem durch Blitzeinschlag. Auch in die Erichshägener Mühle schlug mehrmals bei Gewitterstürmen der Blitz ein. Durch diese immer wieder drohenden Gefahren war die Holländerwindmühle weitaus reparaturanfälliger als die kleinen Bockwindmühlen.

Die Erichshägener Holländergaleriewindmühle besaß 2 große Mahlgänge mit 2 Königswellen von hervorragender handwerklicher Qualität. Nur in Notfällen wurde mit ihnen Weizenmehl gemahlen, da die Herstellung des Mehls einen enormen Arbeitsaufwand bedeutete, da das Getreide mehrere Mahlgänge erforderlich machte. In Erichshagen wurde vor allem Grütze und Gerste für die Hausschlachtung hergestellt. Aber nicht nur der Mahlvorgang wurde mit Windkraft angetrieben, sondern auch die Aufzugvorrichtung, um die angelieferten Getreidesäcke per Seilzug nach oben zu ziehen. War der Sack oben, fielen die Luken automatisch zu.

Die Mühle heute1950 kam das endgültige Ende der einst großen und erhabenen Holländermühle. Schon mit der Einführung des elektrischen Stromes begann das große Mühlensterben in Deutschland, da sich nun einzelne Bauern eigene Mühlen zulegten oder sich zu Genossenschaften zusammenschlossen und gemeinsam eine Mühle betrieben. Diese Entwicklung machte auch vor Erichshagen nicht halt und seit Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Betrieb der Windmühle immer kostenintensiver. 1950 entschloß sich daher der damalige Müller Heinrich Beermann, den Mühlbetrieb einzustellen. Die Flügel wurden abgenommen und die Mahlgänge aus der Mühle entfernt. Für den Schrottwert bekam die Mühle ein Ziegeldach, wie es heute noch zu sehen ist.